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Geschichte

Die oberschwäbische Idee hat der heutigen Welt viel zu sagen *

Die Kulturlandschaft Oberschwaben mit ihren vielen mittelalterlichen Städten, den Burgen und Schlössern, den barocken Kirchen und Klöstern, den behäbigen Dörfern und verstreuten Höfen ist der ästhetische Abdruck einer Geschichte, die geprägt wurde durch die Kleinheit der politischen Räume und eine Gleichwertigkeit der Stände Bürger, Adel, Geistliche und Bauern. Geschützt durch Kaiser und Reich, entwickelte sich aus Zusammenarbeit und Konkurrenz kleiner städtischer und bäuerlicher Republiken, adeliger und geistlicher Herrschaften ein an Formen reiches wirtschaftliches, politisches und kulturelles Leben.

Die Bürger gewannen im Mittelalter als Handwerker und Kaufleute eine Führungsstellung in der europäischen Wirtschaft und in der Kunst.

Die Bauern erprobten in der Reformationszeit praktisch und theoretisch das Modell eines republikanischen Deutschlands und schufen trotz Niederlage im Bauernkrieg 1525 dauerhafte parlamentsähnliche Formen politischer Repräsentation.

Die Äbte machten aus der Region eine der dichtesten Barocklandschaften des katholischen Europas.

Der Adel sicherte durch seine Verbindungen zum Wiener Kaiserhof die politische Autonomie gegenüber den Begehrlichkeiten benachbarter Fürsten. Wachsamkeit gegen Machtpolitik hat sich so in die oberschwäbische Geschichte eingeprägt.

Napoleon machte der politischen Kleinräumigkeit und der kulturellen Vielfalt ein Ende. Oberschwaben, der Raum zwischen Lech und Schwarzwald, Schwäbischer Alb und Bodensee, wurde zwischen Baden, Württemberg, Bayern und Hohenzollern aufgeteilt und rückte damit, wie nie zuvor in seiner Geschichte, politisch, kulturell und wirtschaftlich an die Peripherie.

Was aus der Perspektive des bürokratischen Staates und einer industriekapitalistischen Wirtschaft im 19. Jahrhundert als provinziell erschien, erweist sich heute als glückhafte Rückständigkeit. Mit seinen alten republikanischen Traditionen, Bürger zur Kritik am öffentlichen Leben zu ermuntern und sie an Problemlösungen zu beteiligen, bietet Oberschwaben historische Modelle, die für eine moderne Gesellschaft in Deutschland und Europa nutzbar gemacht werden können. Die katholische Prägung dieser Landschaft bietet in heiterer Moralität Wertmaßstäbe für die Gestaltung der Gesellschaft.

von: Peter Blickle: "Manifest der Gesellschaft Oberschwaben". Friedrichshafen 1996.

* Erich Fürst von Waldburg-Zeil an Fa. Rieck, Aulendorf, 25. 10. 1945, Fürstlich Waldburg-Zeil’sches Gesamtarchiv Schloss Zeil (FWZGA), Nachlass F. Erich 1946/21.

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