Jüdische DPs und Holocaust-Überlebende im französisch besetzten Oberschwaben

„Die wollten alle weg“

Jüdische DPs und Holocaust-Überlebende im französisch besetzten Oberschwaben - Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Yad Vashem

Die Geschichte jüdischer Displaced Persons in der Französischen Besatzungszone (FBZ) ist im Gegensatz zur ehemaligen US-Zone weitgehend unerforscht. Das vorliegende Projekt basiert u.a. auf Dokumenten des UN Archivs New York, der Wiener Library London, dem AJDC-Archiv, dem Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich, dem Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, Heidelberg, sowie verschiedenen lokalen Quellen. Es bietet einen Überblick über die Zeit zwischen 1945 und 1950, als in der FBZ jüdisches Leben wieder aufblühte. Jüdische DPs mussten jahrelang in DP-Lagern und Privatquartieren ausharren, die von der Besatzungsmacht bzw. der UNRRA für ehemalige jüdische Häftlinge im südlichen Teil der FBZ Deutschlands eingerichtet wurden. Zentren vorübergehenden jüdischen Lebens wurden Konstanz, Gailingen und Biberach/Jordanbad, aber auch Freiburg, Saulgau, Ravensburg, Lindau und andere kleinere Orte. Unter den bekannten Versorgungsengpässen in der FBZ litten aber auch überlebende deutsche KZ-Häftlinge und Rückkehrer aus der Emigration, die dem nazistischen Rassenwahn entkommen konnten. Erste Hilfe kam aus der Schweiz, wo vor allem der Präsident der Jüdischen Gemeinde Kreuzlingen, Robert Wieler, und die Kommission „Hilfe und Aufbau“ für die heimatlos gewordenen Menschen aktiv waren. Jüdische Hilfsorganisationen aus den USA und Großbritannien unterstützten die DPs ebenfalls.

Ab 1946 erfasste eine Flüchtlingswelle auch die FBZ. Überlebende des Holocausts aus Osteuropa wurden von der Fluchthilfeorganisation „Brichah“ mit dem Ziel Palästina durch die FBZ nach Frankreich oder Italien geschleust. In der Transitpolitik der Besatzungsmacht spielten dabei einige DP-Lager in der FBZ eine besondere Rolle. Am Beispiel von mehreren Überlebenden des Holocausts wird das Leben jüdischer DPs verdeutlicht, die überwiegend nicht im Land der Täter bleiben wollten, deren Emigrationsschicksal aber keineswegs einfach war.

An die Zeit, als jüdische DPs im deutschen Südwesten lebten, erinnern nur noch die Grabstätten jener, die das Land ihrer Sehnsucht nicht mehr erreichten.

Ein Artikel von Reinhold Adler aus Fischbach

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Über den Autor Reinhold Adler:

  • 1943 Geburt in Biberach/Riß, heute wohnhaft in Ummendorf-Fischbach, Kreis Biberach
  • 1964-1966 Ausbildung für das Lehramt an Volksschulen an der PH Schwäbisch Gmünd
  • 1975 2. Dienstprüfung für das Lehramt an Realschulen
  • 1966-2003 Lehrtätigkeit in Englisch, Geschichte und Gemeinschaftskunde an Schulen in Bad Buchau und Biberach
  • 1969/70 Austauschlehrer in England
  • Seit 1972 Veröffentlichungen zu verschiedenen lokalgeschichtlichen Themen u.a. in „BC-Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach“
  • 1984-1986 Mitarbeiter der Forschungsstelle für Schulgeschichte PH Weingarten
  • 2002 Veröffentlichung einer Arbeit über die Geschichte des Internierungslagers Biberach 1942-1945
  • 2003 Landespreis für Heimatforschung Baden-Württemberg
  • 2010 Veröffentlichung über die Geschichte der Weberei in der Stadt Biberach in der Frühen Neuzeit
  • 2014 Preis für Heimatgeschichte der Gesellschaft Oberschwaben

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